co:hub66 Q&A mit alocalo

Interview mit dem Team von alocalo

 

Im Rahmen der Reihe ” Startup Q&A @co:hub66″ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsrezepte sowie “Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen”.

Diese Woche durften wir den CEO von alocalo, David Eisenbeis, interviewen und ihm und dem gesamten Team nicht nur zum einjährigen-Firmenjubiläum, sondern auch zum Gewinn der Förderung des European Innovation Council gratulieren!

Wer seid ihr und welches Problem möchtet ihr lösen?

Wir sind alocalo ein ganz junges Startup – wir sind gerade ein Jahr alt geworden. Wir haben das Ziel, den Onlinehandel in Bezug auf den stationären Einzelhandel zu revolutionieren. Das heißt, wir wollen die Kund:innen, die unter anderem wegen Corona in die Onlinewelt abgewandert sind über eine clevere Softwarelösung zurück in den stationären Handel bringen. Dadurch möchten wir die regionale Wirtschaft ankurbeln.

Was sind eure drei wichtigsten Company Values?

  • Zusammenhalt und eine flache Hierarchie
  • Soziale Nachhaltigkeit
  • Toleranz

 

Ihr habt erzählt, dass ihr vor kurzem ein Jahr alt geworden seid. Was wären die größten Up’s und Down’s in eurem ersten Jahr?

Das größte „Down“ war die letzten 2-3 Monate im Hinblick auf die Finanzierung. Die Geldmittel sind immer knapper geworden, und wir wussten nicht, ob wir weitermachen können.

Wir haben rund 45 Investor:innengespräche geführt und noch viel mehr Investor:innen angeschrieben um im Endeffekt immer nur negatives Feedback zu erhalten. Dadurch steigt die Belastung enorm, weil man sich ständig die Frage stellt, „was machen wir denn jetzt, wenn es nach so kurzer Zeit wieder vorbei ist?“

Zum Glück kam dann unser größtes „Up“ für dieses Jahr. Wir haben uns vor circa acht Monaten für die EIC Accelerator beworben. Das ist eine EU Förderung, die extrem kompetitiv und wettbewerbsintensiv ist. Die Chance, die Förderung zu erhalten, beträgt in etwa 3-4%. Wir haben uns da extrem reingekämpft, was sich am Ende gelohnt hat. Am 02. Juni 2022 haben wir den Anruf von der EU mit der erlösenden Nachricht erhalten: Wir habe es geschafft!

In diesen Moment ist unfassbar viel Druck von uns abgefallen.

Warum war die Förderung für euch so interessant und wie könnt ihr vielleicht die Phasen der Bewerbung nochmal kurz zusammenfassen?

Zunächst ist es wichtig zu erwähnen, dass wir das nicht alleine gewonnen haben. In Deutschland sind es insgesamt 16 Startups die die Förderung erhalten. Davon sind wir das einzige Unternehmen mit E-Commerce Bezug.

Wir haben für die Förderung mit einer Unternehmensberatung zusammengearbeitet, da der Aufwand der Antragsstellung sonst kaum zu bewerkstelligen ist. Zunächst sollte man sich aber darüber informieren, ob man die geforderten EU-Nachhaltigkeitsziel erfüllt und somit überhaupt für die Förderung in Frage kommt.

Der Ablauf ist folgendermaßen: Zunächst stellt man einen Vorantrag. Neben dem Ausfüllen des Antrags dreht man hier ein Video. Das hat super viel Spaß gemacht. In dieser ersten Runde muss man sich vier Evaluator:innen  stellen. Drei von ihnen müssen an die Idee glauben, um eine Runde weiterzukommen. In dieser ersten Runde wird unter anderem das Risiko, das Skalierungspotenzial und die Nachhaltigkeitsaspekte bewertet.

Hat man diese Phase überstanden, darf man den Vollantrag einreichen.

Den haben wir zusammen mit der Unternehmensberatung in etlichen Meetings und Telefonaten erarbeitet. Auch diesem Antrag müssen wir drei von vier Evaluator:innen zustimmen. Ist dies der Fall, wird man zu einem Pitch eingeladen und muss sich einer Jury stellen. Natürlich fragt diese Jury nicht nach Dingen, die gut laufen. Wir haben uns deswegen sehr intensiv auf dieses Finale vorbereitet. Es war definitiv eine der anstrengendsten Phasen in meinem Leben.

Nach etwa 3-4 Wochen erhält man dann Rückmeldung, die bei uns zum Glück positiv ausgefallen ist.

Würdet ihr dann zukünftigen Bewerber/innen empfehlen das alleine zu machen oder sich Unterstützung zu suchen?

Auf jeden Fall Unterstützung suchen! Wir müssen ehrlich sein, alleine hätten wir das niemals geschafft.

Es gibt Unternehmen, die haben das alleine geschafft. Dafür muss sich allerdings eine Person ein halbes Jahr Vollzeit mit der Bewerbung beschäftigen. Dazu hatten wir einfach nicht die Kapazitäten.

Neben dem Zeitaspekt haben uns auch die Erfahrungswerte unserer Unterstützer:innen und Berater:innen sehr weitergeholfen.

Was ist der größte Fehler, den ihr bisher gemacht habt?

Wir waren am Anfang zu entspannt und haben einige Dinge zu lange vor uns hergeschoben. Ganz nach dem Motto: „Aus den Augen, aus dem Sinn“.  Daraus haben wir gelernt. Mittlerweile ist es so, dass wir Themen direkt angehen. Wenn der Vorschlag kommt Dinge in den kommenden Wochen  zu erledigen, heißt es jetzt: „Nein, wir machen das heute, maximal morgen“. Die Zeit für die Dinge, die man ständig vor sich herschiebt, fehlt einem dann zu einem späteren Zeitpunkt.

Welchen Tipp würdet ihr anderen Startups geben?

Es wird immer mal wieder Momente geben, in denen man denkt, es hat keinen Sinn mehr. In diesen Momenten ist es wichtig, einfach weiterzumachen und sich nicht unterkriegen zu lassen. Das ist wirklich was, was wir im letzten Jahr mit vielen Herausforderungen gelernt haben. Egal, was passiert, es gibt immer irgendeinen Weg. Erst wenn das Konto auf den letzten Cent leer ist und niemand mehr da ist, der einen unterstützt, dann sollte man etwas Neues machen. Fazit: Wenn es noch irgendwie geht, immer weiter machen und an seine Idee glauben.

Könnt ihr uns drei andere Startups nennen die ihr interessant findet?

  • KeepLocal
  • K | lens
  • init-sports

 

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?

In fünf Jahren wollen wir tatsächlich in ganz Europa eine nachhaltige Amazon-Alternative darstellen. Online shoppen ist nicht zu verteufeln, es hat viele Vorteile, aber wenn die Möglichkeit besteht, vorher einmal zu gucken, ob ich das Produkt auch aus meiner Nähe beziehen kann, dann sollte ich das machen.

Nach unseren Planrechnungen haben wir 5 Jahren zudem über 400 Mitarbeiter:innen. Es ist immer ein bisschen surreal, das zu sagen, weil wir grade erst fünfzehn Mitarbeiter:innen haben. Der Weg dorthin ist allerdings weit und mit vielen kleineren Meilensteinen die noch zu erreichen haben. Das große Endziel ist aber, in ganz Europa aktiv zu sein.

Wenn es irgendeine Kooperation gibt, die für euch interessant wäre, was wäre eure Traumkooperation?

Da gibt es zwei Kooperationen. Aus Sicht der Entwicklung unseres Produkts: SAP. Das Unternehmen könnte uns mit seinen Kompetenzen wirklich sehr weiterhelfen. Von der Marktseite her die Otto Group. Otto ist unter anderem in der ECE Gruppe vertreten. Die ECE Gruppe betreibt Kaufhaus- und Einkaufshäuser in ganz Europa und hat Zugang zu nahezu jedem:r Einzelhändler:in in Deutschland. Aktuell sprechen wir die Händler:innen  aus eigenem Antrieb und aus eigener Vertriebskraft an. Otto wäre da ein guter Partner der uns Türen öffnen und uns beim Wachsen helfen könnte.

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches wäre es?

Queen – Dont stop me now.

Wir stehen erst am Anfang und haben noch so viel vor.

 

 

Wir wünschen alocalo weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit und sind sehr dankbar, dass sie uns einen Einblick in ihre persönliche Erfolgsgeschichte gewährt haben und sich Zeit für uns genommen haben.

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