co:hub66 Q&A mit ayedo

Startup Q&A mit ayedo

Im Rahmen der Reihe „Startup Q&A @ co:hub66“ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.

Diese Woche durften wir Fabian Peter von ayedo ,den Experten von Docker und Kubernetes, Fragen übers Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.

Wer seid ihr?

Wir sind ein Managed Service Provider im Bereich Container, also Software Container basierend auf Docker oder ähnlichen Technologien. Zum einen bieten wir Managed Services an, aber wir helfen unseren Kunden darüber hinaus auch technologisch auf diese Plattformen zu migrieren.

Welches Problem wollt ihr lösen?

Wir lösen Probleme in der Welt der Softwareentwicklung. Das heißt, unsere Kund:innen sind in der Regel entweder selbst entwickelnd tätig oder betreiben zumindest Software, um ihren Tagesablauf zu vereinfachen und effektiver zu gestalten. Das bringt meistens ein paar Probleme mit sich. Diese Software muss stabil laufen, sie muss für Mitarbeiter:innen, Kund:innen und andere zuverlässig verfügbar sein. Ich meine, ihr kennt das – Facebook ist auch eine Software und wenn die mal nicht geht, dann brennt direkt das Internet. Wir als Firma haben es und zur Aufgabe gemacht, Probleme innerhalb dieses Ökosystems zu lösen. Hierbei unterstützen wir unsere Kund:innen dabei, dass zum Beispiel Fachanwendungen, wie ein CRM oder ERP-System konstant laufen. Manche unserer Kund:innen haben dann noch speziellere Anforderungen, unter anderem Compliance-seitig. Eine sehr große Anforderung deutscher Kund:innen und Firmen, ist es, dass Software nicht in Amerika läuft und dazugehörige Daten auch nicht in Amerika gehalten werden. Das stellt deutsche Provider vor ein paar Challenges, die man lösen muss. Und unser Angebot dreht sich voll und ganz um diese Challenges und Software Probleme, welche wir mit Containern lösen.

Um einen kurzen Einblick in die Software dahinter zu geben. Im Grunde sind Software Container auf Basis von Docker oder Kubernetes eine moderne Art, Software auszurollen und in Betrieb zu halten. Diese Software ermöglicht eine Form der Skalierbarkeit, die es vorher einfach nicht gab. Und in Deutschland zumindest ist diese Art von Technologie noch nicht ganz so durchgedrungen. Das heißt, das Hauptproblem, das wir meistens lösen müssen und wollen ist grundsätzlich alle, die diese Technologie weder nutzen noch kennen, auf eben diese Technologie zu migrieren, weil sie cool ist und eine Menge Vorteile bietet!

Was sind eure drei wichtigsten Company Values?

Der allerwichtigste Value für uns ist, dass das Leben aus einem ewigen Lernprozess besteht. Das heißt, uns ist völlig klar, dass sich diese technische Welt ständig verändert. Und das ist keine kleine Änderung, wie man sie von früher kennt, wie der Wandel von Dreitürern auf Fünftürer. Dinge ändern sich heutzutage sehr schnell auch bei unseren Kund:innen, die ständig mit einer neuen Idee um die Ecke kommen, die sie gerne umsetzten würden. Und genau das stellt natürlich unsere Mitarbeiter:innen vor die Herausforderung, ständig all diese neuen Dinge zu erobern, kennenzulernen und auch zu vertiefen, damit wir sie schlussendlich unseren Kund:innen zur Verfügung stellen können – und das stabil und zufriedenstellend. Deswegen ist einer unserer größten Values, dass wir uns gerne mit neuen Problemen auseinandersetzten. Wir haben den Wunsch, uns konstant weiterzuentwickeln und haben gleichzeitig eine sehr gesunde Fehlerkultur. Auf die Nase fallen kann man immer, viel wichtiger ist es, dass man Dinge auch einfach mal ausprobiert. Und eben in diesen Prozess des Ausprobierens investieren wir sehr viel Zeit und Energie, denn am Ende des Tages profitieren wir und auch unsere Kund:innen dadurch von verhältnismäßig schnellen Entwicklungs- und verkürzten Innovationszyklen.

Der zweite Value ist: Wir sind ein sehr regional-orientiertes Unternehmen. Damit meine ich zum einen das Saarland. Wir hatten natürlich die Möglichkeit, uns auch irgendwo anders anzusiedeln, sind aber gerne hier. Trotzdem kommen nicht alle unsere Mitarbeiter:innen aus dem Saarland. Unsere Firma an sich ist trotzdem sehr stark darauf fokussiert, hier Werte und auch Arbeitsplätze zu schaffen. Der regionale Kontext erweitert sich ansonsten gerade sehr stark auf das Thema Europa. Das habe ich ja eben schon mal so ein bisschen angeschnitten. Es gibt viele Menschen, die gerade das Problem haben, ihre Software nicht mehr auf großen Cloud Providern spielen zu dürfen. Und es ist sehr mühsam für uns als Anbieter, damit technologisch, aber auch gerade demokratisch und politisch umzugehen. Wir haben uns von Anfang an dazu entschlossen, dem nicht aus dem Weg zu gehen, sondern uns proaktiv mit dieser Thematik auseinander zu setzten. Auch innerhalb der Firma gilt dieser Grundsatz. Wir legen sehr viel Wert auf Datensicherheit, europäische Datenhoheit, drastischen Schutz von Kundendaten und allgemein auf die Ideologie, dass wir auch hier am Standort Europa – Deutschland – Saarland, dafür sorgen sollten technologische Exzellenz zu schaffen, anstatt sie irgendwo extern einzukaufen oder sie nur nach außen zu verkaufen.

Drittens ist uns als Unternehmen sehr wichtig, auch einfach entspannt zu bleiben. Das bedeutet keinesfalls, dass wir nicht auch Geschäfte mit großen professionellen Unternehmen machen, sondern eher, dass wir intern, als auch extern versuchen immer einen kühlen Kopf zu bewahren. In anderen Worten, es wird ja meistens heißer gekocht, als gegessen und wir sind happy, wenn wir unnötigen Druck von unserem System fernhalten können. Deswegen treffen wir halt auch mal pragmatische Entscheidungen gegen irgendwelche Systeme, Kund:innen, Projekte oder Produkte. Unsere Devise ist es, dass man entspannt am besten lernt und auch arbeitet. Am Ende des Tages sind wir digital unterwegs und sollten uns immer klarmachen, ohne Strom könnten wir gar nichts. Wir machen Dinge aus Luft, wenn man so möchte. Das heißt, wann auch immer die Welt irgendwann untergeht, wird uns kein Mensch mehr brauchen. Es gibt also keinen wirklichen Grund zu hetzen.

Was war der größte Fehler, den ihr bisher gemacht habt?

Bei uns gab es nicht den einen großen Fehler, aber es gab auf jeden Fall eine Fehlentscheidung, die andere Startups sich ersparen sollten. Uns als ayedo gibt es jetzt ungefähr seit 5 Jahren, und unsere Anfangszeit war sehr Engineering-lastig. In anderen Worten, wir sind/waren Kellerkinder, so richtige Nerds, wie man sie sich vorstellt. Technische Exzellenz hat uns schon immer interessiert und am Anfang auch fast ausschließlich. So nach dem Motto „erzähl uns nichts von Kund:innen, deren Wünsche haben ja meistens nichts mit coolem Zeug zu tun“. Einer der Fehler, der an eine solche Denkweise gekoppelt ist, war dass wir am Anfang überhaupt keinen Gedanken an Marketing verschwendet haben. Marketing und Vertrieb waren für uns als Kellerkinder immer Dinge, mit denen sich andere Leute beschäftigen, weil Produkte sich bestimmt selbst verkaufen, wenn sie nur gut sind.

Es hat schlussendlich 2-3 Jahre gedauert, bis wir festgestellt haben, dass zu einer erfolgreichen Unternehmensgründung mehr gehört. Man muss stabil am Markt sein, eine Vita haben und Produkte verkaufen, die der Kunde liebt. Dieser Lernprozess hat uns viel Geld, Schmerz und auch viele lost opportunities (verpasste Gelegenheiten) gekostet.

Und es ist, glaube ich, einer der Fehler, den die meisten Kellerkinder wie wir oder Gründer:innen gerne mal machen, wenn sie der Liebe für die Marke, dem Storytelling und generell dem Marketing zu wenig Beachtung schenken. Natürlich muss man nicht übertreiben und direkt Berater:innen in diesem Bereich einstellen, aber es ist wichtig diesen Dingen die Liebe zu schenken, die sie verdienen.

Schlussendlich würde ich es nicht als größten Fehler bezeichnen, denn wir haben aus dieser Lektion sehr viel Wertvolles gelernt, aber es war definitiv die Fehlentscheidung mit der größten Tragweite.

Welche Tipps habt ihr für zukünftige Gründer:innen bzw. welchen Tipp hättet ihr vielleicht selber gerne bekommen?

Da bin ich ehrlich, da gibt es eigentlich gar nichts. Man bekommt ständig Tipps, oft auch einfach ungefragt. Alles, was ich erzählt habe, findet man so oder so ähnlich wahrscheinlich in jedem „Business 101“ Buch: „Kümmer dich um deine Außenwirkung.“ etc. Für mich war es aber immer schon so, dass man Dinge einfach machen muss und ich glaube, das wird für viele auch so sein. Man muss auch mal mit seinen eigenen Ideen auf die Nase fallen. Wer richtig Bock auf sein Produkt und das Unternehmertum an sich hat, muss sich auf eine gesunde Fehlerkultur einstellen – und eher aus den eigenen Fehlern lernen, als sich auf Tipps von anderen zu verlassen. Natürlich kann ich nicht für alle Branchen sprechen, aber in meiner Branche ist sehr schwierig, so dermaßen in den Fettnapf zu treten, dass man gar nicht wieder rauskommt. Im Grunde sollte man sein Ding durchziehen, entgegen aller Tipps, denn für manche funktioniert es auch so, ohne Marketing, ohne alles.

Aus meiner persönlichen Erfahrung kann ich sagen, am Ende des Tages war meine beste Medizin immer einen F*ck darauf zu geben, was andere sagen – auszuprobieren, was ich gut finde und dann auf die Nase fallen – danach einfach aufstehen und am Ende doch machen, was andere sagen, aber dann mit der Gewissheit, dass man selber Unrecht hatte. In anderen Worten, ich finde, man sollte einfach machen, worauf man Bock hat, und alles ausprobieren was geht. Deswegen gibt es keinen Tipp, den ich gerne bekommen hätte, denn bei mir persönlich hätte es nichts gebracht, ich hätte eh gemacht was ich wollte, und das ist auch gut so.

Gibt es drei andere Startups, die du interessant findest?

 

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?

Wir haben in den nächsten fünf Jahren großes vor. Wir wollen ein europäisches, hauptsächlich deutsches, Alternativangebot zu einigen der großen Cloud Provider schaffen. Ich habe jetzt nicht die luxuriöse Vorstellung, dass wir so groß werden wie AWS, das ist auch gar nicht unser Ziel, wir wollen einfach ein Angebot schaffen, was es so hier noch nicht gibt. In meiner Welt ist der sogenannte Lock-in-Effekt ein bekanntes Problem, in anderen Worten, es gibt im Markt der Cloud Provider im weitesten Sinne nur drei große Player, mit denen man gut Technik bauen kann. Das kann man ein wenig mit dem Handy-Markt vergleichen. Und alle diese drei Anbieter sitzen in Amerika, was hier im europäischen Markt zu rechtlichen, als auch Compliance Problemen führt. Der europäische Markt hängt, meines Empfindens nach, hinterher und kann nicht das gleiche technische Angebot wie viele amerikanischen Alternativen bieten. Grundsätzlich haben wir ein subpares, sprich unterdurchschnittliches Angebot im Markt und unser Ziel ist es, das in den nächsten fünf Jahren zu ändern, indem wir ein Lösungsangebot liefern, was den Ansprüchen der europäischen Kund:innen gerecht wird. Um die neueste Technologie im Rahmen der europäischen Datenhoheit anbieten zu können, gehe ich davon aus, dass wir wahrscheinlich in den nächsten Jahren den Sprung von einem reinen Cloud Solutions Provider, zu einem Infrastructure Solutions Provider machen werden.

Gibt es für euch eine Traumkooperation?

Da wir noch ein sehr junges Startup sind, kann ich dazu im Moment nur wenig sagen, einfach, weil unser Hauptfokus, stand jetzt, auf unserem eigenen Angebot liegt. Das heißt wir sind hier auch kleines bisschen rebellisch unterwegs, weil wir unzufrieden sind, mit dem, was wir auf dem deutschen Markt vorfinden, und wollen erstmal ein gutes Angebot schaffen, bevor wir über Möglichkeiten der Kooperationen nachdenken.

Natürlich fänden wir es cool, wenn wir zum Beispiel Sido als Werbe-Testimonial gewinnen könnten, aber realistisch gesehen wollen wir uns erstmal auf uns fokussieren.

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches Lied wäre es?

Morgen – Fynn Kliemann

Benzin – Kontra K

The nights – Avicii

 

Wir wünschen ayedo weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!

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