co:hub66 Q&A mit BlueFuture Project

Interview mit einem der Gründer von BlueFuture Project: Tibor Sprick

 

Im Rahmen der Reihe “ Startup Q&A @co:hub66″ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsrezepte sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.

Unser viertes Interview fand mit einem der zwei Co-Founder des saarländischen Startups BlueFuture Project, Tibor Sprick statt.

Wer seid ihr?

Wir sind ein soziales Unternehmen und kümmern uns um die Wasseraufbereitung in Ostafrika, indem wir Arbeitsplätze und Wertschöpfung schaffen. Wir arbeiten eng mit afrikanischen Experten zusammen und möchten erreichen, dass die Menschen in Afrika durch Arbeit ihre finanziellen Probleme selbst lösen können und nicht dauerhaft auf Spenden angewiesen sind. Um die Finanzierung zu bewerkstelligen, haben wir hier in Deutschland eine GmbH, die unter anderem Wasser verkauft.

 Welches Problem wollt ihr lösen?

Das erste Hauptproblem, was wir lösen wollen, ist zunächst Armut bekämpfen also, dass Menschen durch mehr formale Arbeitsplätze sich und ihre Familien aus der Armut holen können. Das zweite Problem, welches wir lösen möchten, ist die Wasserknappheit.

Es gibt zum Beispiel selbst in den kleinsten Dörfern in Tansania Bars, an denen man Wasser kaufen kann, welches dann aber zehnmal teurer ist wie das Wasser an einer Wasserstation. Das Problem ist also kein logistisches oder ein Ressourcenproblem, sondern die Menschen haben einfach nicht die finanziellen Mittel, um sich das Wasser leisten zu können. Dementsprechend geht’s bei uns wirtschaftlich einfach darum, dem globalen Süden ein Stück vom Kuchen abzugeben, damit sich jeder die Grundbedürfnisse leisten kann.

 Was sind eure drei wichtigsten company values?

Innere Values:

  • Wir arbeiten nicht füreinander, sondern arbeiten für unser Ziel
  • Loyalität
  • Ein offener und ehrlicher Umgang innerhalb des Teams

 

Äußere Values:

  • Geopolitische Verwerfung thematisieren und aufdecken
  • Gesellschaft aufklären
  • Einen Beitrag zur fairen Wirtschaft leisten

 

Was war der größte Fehler, den ihr bisher gemacht habt?

Zögern und nicht loslegen – wir haben Dinge nicht gemacht, weil sie noch nicht so rund sind, wie man sie gerne hätte.

Zu Beginn wussten wir nicht mal, womit wir überhaupt Geld verdienen sollen, bis dann jemand zu uns kam und meinte, „wenn ihr ein Wasser auf den Markt bringen würdet, dann würde ich es bei mir in der Gastronomie anbieten.“

Ein Tipp: Nach dem Motto „dem Gehenden schiebt sich der Weg unter die Füße“ vorgehen 😊

Was würdet ihr anderen Startups raten?

Wir haben den Rahmen wichtiger gemacht als unser eigentliches Produkt. Damit möchte ich sagen, dass unsere Mission das wichtigste ist. Die Sache, für die wir arbeiten, ist uns wichtiger als alles andere als jede Einzelperson, jedes Produkt etc.

Mein Tipp ist daher: Man sollte das Problem, welches man lösen möchte, in- und auswendig kennen und ein klares Ziel vor den Augen haben. Außerdem finde ich es sehr wichtig, mit ganzem Herzen dabei zu sein, da sonst die Gefahr besteht, dass man schnell wieder aufgibt nach Rückschlägen, die man eventuell einstecken muss.

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?

Wir möchten davon wegkommen, ein hauptsächlich deutsches Produkt zu verkaufen, wir möchten direkte Wertschöpfungsketten im globalen Süden aufbauen und damit Ressourcen auch direkt vor Ort verwerten.

Eins der Probleme ist, dass der globale Süden Ressourcen hat, diese dort aber nicht weiterverarbeitet werden, sondern zur Weiterverarbeitung in den Westen versendet werden. Deutschland ist zum Beispiel der größte Röstkaffee-Exporteur der Welt, obwohl hier nicht mal Kaffee wächst.

Bisher basiert unser Geschäft auf Vertrauen – unsere Kunden kaufen unser Wasser und müssen darauf vertrauen, dass wir mit ihrem Geld was Gutes machen. Wenn wir aber Produkte direkt aus dem globalen Süden, die dort fair produziert worden sind, anbieten, dann wissen unsere Kunden, dass der Impact bereits im globalen Süden getan worden ist.

 Nennt uns drei andere Startups die ihr interessant findet:

  • Rettermarkt Rettich
  • Beleaf
  • Kulturgut Ost (ist zwar kein Startup, aber Jugendkultur finden wir sehr wichtig, damit wir keine Jugendflucht in Saarbrücken erleben)

 

Gibt es eine Traum-Kooperation für euch?

Nein – es gibt zwar viele Firmen, mit denen wir zusammenarbeiten wollen, aber weniger aus dem Grund, dass wir die Firma so bewundern, sondern es geht eher darum, dass diese Firmen groß sind und wir dadurch hoffen, den fairen Handel ein Stück weit voranzutreiben.

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches wäre es?

Es ist schwierig, ein passendes Lied zu finden. Auf der einen Seite wollen wir so viel Positivität in der Welt, andererseits haben wir auch eine sehr provokante und kritische Seite.

 

Wir wünschen BlueFuture Project weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit und sind sehr dankbar, dass sie uns einen Einblick in ihre Arbeit gewährt haben und sich Zeit für uns genommen haben.

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