co:hub66 Q&A mit cairdrop

Interview mit cairdrop

Im Rahmen der Reihe „Startup Q&A @ co:hub66“ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.

Diese Woche durften wir Michael Wilhelm von cairdrop Fragen übers Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.

Wer seid ihr?

Cairdrop, ein saarländisches Startup, welches sich zur Aufgabe gemacht hat, eine effektive Erstversorgung bei Katastrophen zu bieten. Durch meine Ausbildung zum Maschinenbaumechanikermeister mit 25 Jahren Arbeitserfahrung in der Regenwasserbranche und der Kunststoffbehälter-Herstellung habe ich versucht, das Problem der Transportmöglichkeit von Trinkwasser per Flugzeug (Schwappverhalten) zu lösen.

Nach wie vor bin ich als Ein-Mann-Firma unterwegs. Es steht ein Vertriebsteam parat, also könnten wir im Prinzip sofort in den Markt starten. Allerdings muss dafür erst mal ein entsprechender Umsatz generiert werden und das ist mit hohen Kosten verbunden.

 

Welches Problem wollt ihr mit dem Produkt lösen?

Es begann damit, dass mich im Jahr 2013 die US-Botschaft im Zusammenhang mit dem Tsunami auf den Philippinen kontaktiert und nach Trinkwassertanks gefragt hat, die mit dem Fallschirm abgeworfen werden können. Dadurch bin ich auf das Problem aufmerksam geworden: Die Frage nach der Lieferung von Trinkwasser in Krisengebieten aus der Luft. Durch die Cairdrop-Box mit tank-in-tank-System können 250 Liter Trinkwasser, aber auch Lebensmittel, Medikamente oder Hygieneartikel in betroffenen Gebieten am Fallschirm abgesetzt werden. Die Box kann allerdings auch durch das Einsetzen mehrerer Keramikfilter zur Wasseraufbereitung verwendet werden. Das heißt, ich kann also tatsächlich mit einer Box bis zu 15 Personen für bis zu fünf Tage komplett am Leben halten, mit allem, was gebraucht wird. Es wurde also quasi konzipiert für ein Grundproblem (Trinkwasser), was am Anfang gelöst werden sollte. Und später hat sich rausgestellt, es gibt viele Probleme, die damit gelöst werden können.

Die unmittelbare und sofortige erste Hilfe ist das Hauptproblem. Wenn also irgendwo eine Katastrophe passiert, dann ist die Hilfe in der ersten Not überlebenswichtig. Bis internationale Hilfe bei beispielsweise einem Hurricane oder Erdbeben anläuft, dauert es normalerweise bis zu zehn Tagen. Die Box kann sowohl am Fallschirm als auch per LKW an die entsprechenden Orte gebracht werden, um die erste Not zu lindern. Mein Augenmerk lag dabei natürlich auf dem Nachhaltigkeitsaspekt, den ich unbedingt einhalten wollte. Ich wollte auf keinen Fall noch mehr Plastikmüll verursachen.

Die Boxen werden zurzeit auch in der Ukraine eingesetzt. Im Februar findet außerdem die Messe „Rebuild Ukraine“ in Warschau statt, bei der ich mein Produkt nochmals vorstellen werde.

 

Was sind eure drei wichtigsten company values?

  • Schnelle und professionelle Erste Hilfe in der Not
  • Innovation
  • Nachhaltigkeit

 

Was war der größte Fehler, den du oder den ihr bisher gemacht habt?

Sich auf Erzähltes zu verlassen. Ganz speziell in meinem Fall ist die Finanzierung der Boxen schwierig, da ich in Vorproduktion gehen muss. Ich habe ein Produkt, bei dem das Herstellverfahren äußerst kompliziert ist und auch das Werkzeug sehr, sehr teuer ist. Die Boxen müssen vorrätig sein, um bei einer Krise sofort eingesetzt werden zu können. Eine Vorfinanzierung ist dadurch schwierig, da nicht abgeschätzt werden kann, wann und wo eine Krisensituation eintritt und demensprechend ist eine Umsatzgenerierung ungewiss. Außerdem ist unklar, wer die Boxen einsetzen würde.

Ich würde immer erst einen Förderantrag stellen und dann schauen, dass ich die schriftliche Zusage erhalte. Dazu gehört ein vernünftiger Businessplan. Wenn man ein Produkt hat, bei dem hohe Kosten in der Vorfinanzierung entstehen, dann muss man entweder das Geld haben oder ein anderes Produkt aussuchen, bei dem die Kosten niedriger sind. Bei der Entwicklung die Finanzierung nicht aus den Augen verlieren – das ist eigentlich der größte Fehler gewesen.

 

Welchen Tipp würdet ihr anderen Startups geben oder welchen Tipp hättet ihr gerne selbst bekommen?

Ich finde es persönlich ganz wichtig, sich nicht nur auf seinen eigenen „Sach“-Verstand zu verlassen. Man sollte möglichst viele Marktanalysen durchführen und sich Partner suchen, die einem beratend und unterstützend zur Seite stehen. Und wie gesagt, das ergänzt das andere im Prinzip: “Erst investieren, wenn Fördergelder da sind!“.

 

Kannst du uns drei andere Startups nennen, die du interessant findest und die man sich unbedingt anschauen sollte?

  • BlueFuture Project
  • KLAR2O
  • SEAWATER Cubes

 

Was ist deine Vision für die nächsten fünf Jahre?

Im Allgemeinen ist die Vision, es zu schaffen, auf allen Kontinenten dieser Erde wenigstens 200 Boxen stehen zu haben, die sofort zum Einsatz kommen können, wenn der Ernstfall eintritt. Das ist die Vision und der Wunsch.

 

Gibt es eine Traumkooperation?

Eine Traumkooperation gibt es nicht. Es gibt einfach den Traum von einer Kooperation. Und der Traum von einer Kooperation wäre, einen finanzkräftigen Investor zu finden, der entweder als Teilhaber fungiert oder der einfach nur Geld investiert. Das wäre die Wunschkooperation.

 

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches Lied wäre es?

Guns n‘ Roses – knocking on heaven’s door

 

Wir wünschen cairdrop weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!

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