co:hub66 Q&A mit Foldio

Interview mit Michael Kellermann, einem der Mitgründer von Foldio

 

Im Rahmen der Reihe ” Startup Q&A @co:hub66″ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsrezepte sowie “Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen”.

Diese Woche durften wir einen der Founder von Foldio, Michael Kellermann, interviewen und ihm Fragen über das innovative Tech-Startup aus Saarbrücken stellen.

Wer seid ihr?

Wir sind Foldio. Unser Startup ist an der Uni Saarland aus einem Forschungsprojekt entstanden, das sich damit beschäftigt hat, Papier mit Sensoren zu bedrucken. Wir haben aus dieser Idee ein Geschäftsmodell entwickelt und versuchen damit, Kinder spielerisch das Programmieren beizubringen.

Welches Problem wollt ihr lösen?

Ganz allgemein geht es darum, mehr Kinder an die Informatik und an die Naturwissenschaften heranzuführen. Wir glauben, dass es unheimlich viel Potenzial gibt, dass mehr Kinder Informatik, Mathematik oder Naturwissenschaften studieren. Aus dem Grund haben wir uns vorgenommen, entsprechend Impulse zu setzen und Kinder spielerisch an die Informatik heranzuführen. Leider gibt es momentan hierfür, sowohl privat als auch in Schulen, zu wenige Konzepte. Das ist einer der Hauptgründe, warum wir uns als Gründerteam dazu entschlossen haben, eine spannende Alternative zu schaffen, die Kinder dazu motiviert, sich mit dem Thema Informatik und Programmieren frühzeitig auseinanderzusetzen. Somit können wir allen Kindern, unabhängig von anderen Bildungsangeboten und schulischem Hintergrund, die Möglichkeit bieten, frühzeitig Berührungspunkte mit Digitalisierung zu schaffen, denn das macht das Leben eines Kindes mittlerweile eklatant aus.

Was sind die 3 wichtigsten Company Values eures Startups?

        1.     Kundenzufriedenheit; das Schüler:innen, Eltern und Lehrer:innen zufrieden sind, ist eines der elementaren Dinge.
        2.     Didaktik. Denn geht es uns darum, dass Kinder auch wirklich immer spielerisch etwas lernen, wenn sie unsere Produkte benutzen.
        3.     Bewusstseinsschaffung für sicheres Verhalten im Internet.

 

Was war der größte Fehler, den ihr bisher als Startup gemacht habt ?

Wenn man ein Unternehmen gründet, macht man zwangsläufig viele Fehler, einfach, weil es unheimlich viele Bereiche gibt, mit denen man sich auseinandersetzen muss. Außerdem bewegen wir uns hier in Deutschland immer noch auch in einem recht komplexen Umfeld, wenn es darum geht, Unternehmen zu gründen. Deshalb finde ich es  sehr wichtig, sich von Anfang an immer professionelle Hilfe an Bord zu holen und regelmäßig mit seinen Mitgründer:innen Rücksprache zu halten.

Ein weiterer Fehler kann sein, dass man sich manchmal zu schnell in zu viele Ideen verrennt. Aus eigener Erfahrung würde ich empfehlen, immer wieder auf die Kernidee zurückzukommen und diese wirklich auszuformulieren, zu testen und zu überlegen, ob man auf dem richtigen Weg ist, bevor man dann die nächsten Ideen anfängt und sich darin verliert.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Testen des Produktes in der realen Welt. In anderen Worten, es ist wichtig, aktiv in den Markt zu gehen und zu versuchen, die Produkte zu verkaufen, um einschätzen zu können, wie das Konzept oder die Produktidee ankommt. Selbst wenn man aus der Entwickler-Perspektive oder aus der Star up-Perspektive zu hundert Prozent überzeugt vom eigenen Produkt ist, übersieht man vielleicht das ein oder anderen Hindernis, was es auf dem Markt in der echten Welt gibt. Aber man muss dazu sagen, es werden immer Probleme entstehen und daher sollte man nicht zu hart zu sich selbst sein. Gründen ist ein Prozess, der sich je nach Produkt oder Unternehmen, individuell unterscheiden kann.

Es ist wichtig sich Gedanken darüberzumachen, was wirklich relevant für den Kunden ist und man sollte sich selbst als Gründer:innen-Team und das Produkt aus einer externen Perspektive betrachten. Es kann helfen sich in die Perspektive der größten Kritiker:innen oder Konkurrent:innen hineinzuversetzen, um das Produkt stetig zu verbessern.

Was würdest du oder was würdet ihr anderen Startups raten? Oder welchen Tipp hättet ihr gerne selbst bekommen?

Gründen nimmt unheimlich viel Zeit und Energie in Anspruch, deshalb ist einer der wichtigsten Tipps, sich selbst zu fragen ob man Spaß an der Umsetzung der Gründungs-Idee hat, und ob es wirklich genau das ist, woran man in den nächsten Jahren arbeiten möchte. Denn man kann nur erfolgreich sein, wenn man zu 100 % hinter seiner Idee steht. Gleichzeitig sollte man Zweifel ganz klar kommunizieren und mit seinem Mitgründer:innen besprechen und diese aus dem Weg zu räumen. Man sagt doch immer „als Investor setzt man auf das Team und nicht ausschließlich auf das Produkt“. Ich denke, das ist eine wichtige Aussage, denn wenn das Team voll dahintersteht und mit Freude an der Verwirklichung der Idee arbeitet, dann ist die Chance sehr hoch, dass es gut geht.

Gibt es andere Startups oder Unternehmen, die man sich unbedingt anschauen sollte bzw. die für dich als Gründer inspirierend sind?

SEAWATER Cubes. Das ist eins der ersten Startups, die mir einfallen, besonders weil ich die Idee dahinter spannend finde und weil ich glaube, dass der Agrarbereich in Zukunft immer relevanter wird.

Dann gibt es einige Unternehmen, die sich nicht mehr klassisch als Startups einordnen lassen, die für mich als Gründer jedoch unheimlich interessant sind. Zum Beispiel die Geschichte mit BioNtech ist ein super Beispiel dafür, wie zwei Gründer mit Herzblut und Engagement, unglaubliche Sachen auf die Beine gestellt haben. So was finde ich unheimlich beeindruckend und inspirierend.

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre bzw. Was würdet ihr euch wünschen?

Wir haben aktuell eigentlich zwei Produkte, einmal ein physisches Produkt, die Coding Kits und unsere Lern-App, um Kinder an das Programmieren heranzuführen. Mithilfe des Falt-Roboters, können Kinder basteln und gleichzeitig spielerisch erste Grundlagen des Programmierens erlernen. Unser zweiter Produktbereich, auf den wir uns in den letzten Jahren und Monaten konzentriert haben sind, Apps und Software. Ein Beispiel ist unsere App “Fuchs im Netz”, bei der es darum geht, Kinder an das Thema Cybersicherheit heranzuführen. In Zukunft ist es eines unserer größten Ziele, beide Bereiche auszubauen. In den nächsten Jahren möchten wir den physischen Part, also unser Programmier-Foldio, in verschiedenen Sprachen und in verschiedenen Ländern anbieten. Dann möchten wir mit der Software natürlich auch noch ein paar Schritte gehen,  damit diese vielleicht auch in mehr Schulen zum Einsatz kommt. Unser Programmier-Foldio ist schon in vielen Schulen und wird in vielen AGs und Gruppen genutzt. Das würden wir gerne auch mit unseren Apps erreichen. Dann sollen beide Systeme möglichst miteinander kombiniert werden und auch miteinander interagieren können. So versuchen wir uns in den nächsten Jahren, Schritt für Schritt weiter zu vergrößern, ohne den Fokus zu verlieren.

Ein wichtiger Baustein um dieses Ziel zu erreichen sind  Kooperationen. Beispielweise mit dem BMBF – Bildungsministerium für Bildung und Forschung und ähnlichen Initiativen. Es gibt zum Beispiel die nationale Bildungs-Plattform. Hier würden wir gerne aktiv werden und unsere Systeme frühzeitig positionieren, um dann deutschlandweit daran beteiligt zu sein, wenn es um die Frage geht “wie bringen wir Kinder digitale Bildung bei?”. Produktseitig versuchen wir unser Ziel zu erreichen, selbstständig agieren zu können, und finanziell betrachtet den Break-even zu schaffen. Das ist das große Ziel für die nächsten Jahre und auch unser Anspruch.

Was sind eure Traum-Kooperationen?

Im Großen und Ganzen ist es uns als Unternehmen wichtig, unsere eigene Marke zu positionieren, ohne durch eine Kooperation in den Hintergrund zu geraten. Aber natürlich tauschen wir uns regelmäßig aus und arbeiten mit verschiedenen Unternehmen wie CALLIOPE und micro:bit zusammen. Wir sind sehr glücklich mit den Partnern, die wir aktuell haben und freuen wir uns drauf, bestehende Kooperationen auszubauen und zu intensivieren. Allerdings glaube ich, dass unser Produkt ein Sonderfall ist, weil es neu ist und auch der Markt für digitales Lernen noch in der Entwicklungsphase ist. Nichtsdestotrotz, sind wir bereits im Kontakt mit den großen Verlagshäusern, beispielsweise Spielehersteller, und unterhalten uns über Möglichkeiten zusammenzuarbeiten. Aktuell haben wir den Vorteil, dass wir ein System haben, dass so noch keiner nachbaut. Vielen Unternehmen fehlt so ein Produkt tatsächlich auch. Deshalb sind wir in der glücklichen Position, dass verschiedene Unternehmen mit einem spannenden, innovativen Produkt wie unserem ihr Portfolio erweitern wollen.

Als Startup sollte man eine Anfrage aber immer strategisch hinterfragen. Es kann eine wichtige Entscheidung sein, welche Kooperation man eingeht. Möchte man sein Produkt umlabeln und dann entsprechend unter einem anderen Hersteller-Namen verkaufen? Was hat es für Effekte? Was macht das mit der eigenen Marke? Wie kann man dadurch wesentlich mehr Kunden erreichen, als man das selbst schaffen würde? Alle diese Fragen sollte man vorher als Startup diskutieren. Wir als Team sind immer offen und freuen uns über jeden, der sich für unser Produkt interessiert. Sobald sich da was Spannendes ergibt, sind wir auch an Kooperationen interessiert und gehen diese mit Engagement an.

 

Wir wünschen Foldio weiterhin viel Erfolg bei ihrer Arbeit und sind sehr dankbar, dass sie uns einen Einblick in ihre persönliche Erfolgsgeschichte gewährt haben und sich Zeit für uns genommen haben.

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