co:hub66 Q&A mit Hezo Cycling

Interview mit Hezo Cycling

 

Im Rahmen der Reihe „Startup Q&A @ co:hub66“ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.

Diese Woche durften wir David Schiel, dem Co-Founder und Geschäftsführer von Hezo Cycling Fragen übers Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.

 

Wer seid ihr? 

Hi zusammen, ich bin David, der Geschäftsführer von Hezo Cycling.

Ein paar Insights zu unserer Entstehungsgeschichte: Hezo ist aus der Idee von Helen, einer meiner Mitgründer:innen, und mir entstanden. Helen ist Produktdesignerin und hatte während ihres Studiums an der HBK die Idee, für ihre Abschlussarbeit einen individuellen Radschuh zu designen. Die Kern-Innovation, die uns auszeichnet, ist die individuelle Anpassung des Radschuhs. Wir beschäftigen uns mit der Fragestellung „Wie kommt man von einem 3D Scan, den der Kunde mit dem Handy aufnimmt, zu einem maßgeschneiderten Radschuh, der dann mithilfe eines 3D-Druckers produziert wird?“. Was Helen dabei schon im Prozess der Ideenfindung wichtig war, ist das Thema Nachhaltigkeit. Das heißt, wir produzieren ausschließlich in Europa und in Deutschland. Dazu kommt, dass der komplette Außenschuh aus Monomaterial produziert wird, das heißt er ist einfach zu recyceln und gegenüber einem klassischen Sportschuh fällt das Polster weg. Deswegen bieten wir einen Innenschuh an, den man bei Bedarf austauschen und an die Wetterbedingungen anpassen kann.

Welches Problem wollt ihr lösen? 

Wenn wir zuerst die soziale Ebene betrachten, lösen wir viele verschiedene Probleme. Im Bereich environmental, social and governance (ESG), also  Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, ist uns das Thema Nachhaltigkeit als Unternehmen ein großes Anliegen. Wie bereits angesprochen, produzieren wir ausschließlich in Europa, und 90 % unseres Schuhs wird sogar direkt in Deutschland produziert. Da man unser Produkt leicht recyclen kann, es eine sehr hohe Lebensdauer hat und Überproduktion durch die individuelle Anfertigung vermieden wird, können wir im Bereich “Nachhaltigkeit” viele Probleme lösen und als Unternehmen sehr ressourcenschonend agieren.

Unser Produkt bietet aber auch unseren Kund:innen zahlreiche Vorteile. Gerade im Radsport ist der Schuh das wichtigste Bindeglied zwischen Fahrrad und Sportler:in. Wenn der Schuh nicht optimal passt, dann ist es unausweichlich, dass dies negative Auswirkungen auf die Leistung, und somit auch auf die Gesundheit der Sportler:innen hat. Um mehr ins Detail zu gehen: Es kommt oft zu Problemen mit dem Rad und den Schuhen, zum Beispiel leiden Sportler:innen bei normalen Schuhen oft unter tauben Füßen, Druckstellen, heißen Füßen oder sogar Knieschmerzen. Diese Probleme lösen wir als Unternehmen. In der nächsten Zeit wollen wir aber auch in anderen Märkten aktiv werden. Zielmärkte sind dabei für uns auch der gesamte Bereich des Wintersports, aber auch der Bereich der Lauf- und Fußballschuhe.

Was sind eure 3 wichtigsten Company Values? 

Auf jeden Fall Nachhaltigkeit, das zieht sich wie ein roter Faden durch als unsere Tätigkeiten. Aber auch Individualität ist uns sehr wichtig, also, dass wir nur Produkte produzieren, die individuell auf die Sportler:innen zugeschnitten sind. Das wird uns auch in Zukunft immer ein Anliegen sein. Drittens: Produktion in Europa. Wir haben uns bewusst dazu entschieden, unsere Produkte ausschließlich in Europa, so lokal wie möglich, anfertigen zu lassen. Dabei wollen wir Vorreiter sein, was diesen Strukturwandel betrifft.

Was war bisher der größte Fehler, den ihr als Startup gemacht habt?

Unabhängig davon, was wir als Unternehmen für Fehler gemacht haben, will ich vorwegnehmen, dass jeder „Fehler“, ein wichtiger Teil unserer Entwicklung war, weil wir daraus als Team daraus lernen konnten.

Ein Tipp den wir auf jeden Fall geben können: Man sollte sich von Anfang an ein breites Netzwerk aufbauen und überregional nach Investoren suchen. Wichtig ist es dabei auch den Vibe größerer Startup-Szenen zu spüren. Am besten sollte man diesen positiven Vibe mit ins Saarland nehmen und dann auch mit einer anderen Einstellung in zukünftige Investorengespräche starten. Im Nachhinein war nämlich einer unserer größten Fehler, dass ich in Investorenrunden am Anfang als “Bittsteller” aufgetreten bin. Dabei bieten wir den Investor:innen als Unternehmen auch viel, sprich: eine innovative Idee und ein super Team. Ich glaube, wenn man diese Einstellung hat, dann hat man größere Chancen, solche Gespräche auch finanziell erfolgreich abzuschließen.

Was würdet ihr anderen Startups raten oder welchen Tipp hättet ihr gerne bekommen? 

Mein Tipp bezieht sich auf den eigentlich wichtigsten Baustein eines Startups, das Team. Ein erfolgreiches Startup alleine zu gründen ist sehr schwer, wenn nicht sogar unmöglich. Deshalb sollte man immer darauf achten, dass man als Team auch auf menschlicher Ebene gut harmoniert. Wenn diese Harmonie dann noch mit der Expertise der einzelnen Teammitglieder im jeweiligen Fachbereich gepaart ist, dann profitiert ein Startup auf allen Ebenen. Bezogen auf unser Team trifft das bei uns auf jeden Fall zu: Helen fungiert als Ideengeberin und Mitgründerin, Carsten liefert uns Expertise aus dem Bereich Maschinenbau, ich bin Sportwissenschaftler und Sportmanager. Lukas ist auch Produktdesigner und hat gemeinsam mit Helen studiert. Und dann ergänzt noch ein Softwareentwickler unser Team, der bei unserer Idee unverzichtbar ist. Diese Kombination aus unterschiedlichen Fähigkeiten, gepaart mit einer Harmonie auf menschlicher Ebene und im Idealfall einer Person, die als Mediator:in fungiert, ist das Fundament, was es braucht, um langfristig erfolgreich zu sein. Es wird immer wieder zu Diskussionen und auch unterschiedlichen Meinungen kommen, wenn viele verschiedene Menschen als Team gemeinsam an einer Idee arbeiten, aber ich würde anderen Startups raten, sich immer daran zu erinnern, dass man miteinander, für das gleiche Ziel arbeitet.

Mit welchen Gründer:innen aus dem Saarland, sollte man auf jeden Fall sprechen, wenn man selbst erfolgreich gründen möchte? 

  1. André Siegl und Lennard Schäfer von enduco
  2. Andreas und Heidi von KeepLocal
  3. Philipp Adamidis von QuantPi

mit allen diesen Gründer:innen hatte ich schon Kontakt und bin davon überzeugt, dass man als neues Unternehmen, von jedem Einzelnen sicherlich noch viel lernen kann!

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?  

Aktuell befindet sich unser Startup kurz vor dem Verkaufsstart, das heißt unser Hauptziel ist es, innerhalb des nächsten Jahres oder bis Ende dieses Jahres die ersten Schuhe an unsere Kund:innen zu verkaufen. Wenn man unsere Ziele auf der Sales Ebene betrachtet, dann wollen wir innerhalb der nächsten fünf Jahre den Markteintritt in die USA schaffen und früher oder später weltweit unser Produkt verkaufen. Ich würde mir wünschen, dass unser Team weiterhin wächst und so in Zukunft noch diverser wird und dass wir unser Produktportfolio erweitern können. Hier könnte ich mir vorstellen, dass wir in Zukunft auch ein Mountainbike anbieten werden oder zukünftig Produkte für andere Sportarten anbieten. Wenn man jetzt besonders den Aspekt der Nachhaltigkeit betrachtet, ist es unser Ziel den Recycling-Kreislauf dahingehend zu schließen, dass Kund:innen zukünftig den Schuh an uns zurückschicken können und wir verwenden dieses Material dann als Ressource für die Produktion neuer Produkte. Darüber hinaus ist es natürlich wichtig für jedes Startup langfristig profitabel agieren zu können.

Was wäre eure Traum Kooperation? 

Was das Thema Kooperationen angeht, gibt es aktuell schon Ansatzpunkte aus meiner beruflichen Vergangenheit. Mit der Firma Ryzon aus Köln, die nachhaltige Rad- und Triathlon-Bekleidung anbietet, befinden wir uns im Austausch. Thematisch würde das super passen, deshalb würden wir uns freuen, wenn wir in Zukunft miteinander kooperieren würden. Grundsätzlich ist es uns aber wichtig, Hezo Cycling als eigene Marke zu etablieren. Wir können uns gut vorstellen Kooperationen in Form von Special Drops, sprich eine spezielle Farbe oder Muster zum Beispiel, in limitierter Anzahl zur Vorbestellung anzubieten. Das hat den Vorteil, dass Kund:innen ein individuelles und einzigartiges Produkt kaufen können und gleichzeitig haben wir als Unternehmen einen enormen Produktionsvorteil. Wenn wir kommunizieren, dass wir einen bestimmten Schuh zum Beispiel ab KW 7 bis KW 8 zu Vorbestellung anbieten, können wir super transparent unsere Maschinen auslasten, sowie Mitarbeiter und Produktionskapazitäten optimal planen. Das hat zur Folge, dass wir Überproduktion vermeiden und somit viel nachhaltiger agieren können.

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches Lied wäre es? 

Beginner feat. Samy Deluxe – Füchse.

Wir im Gründerteam haben ein Fable für Hip-Hop, besonders deutschen Hip-Hop oder Rap, und bei dem Lied passt auch der Text gut zu uns. Wir wollen unsere Kunden nicht nur mit unserem Produkt zufrieden stellen, wir wollen ihr Leben „rocken“.

 

Wir wünschen Hezo Cycling weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!

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