co:hub66 Q&A mit SEAWATER Cubes

Interview mit SEAWATER Cubes

 

Im Rahmen der Reihe „Startup Q&A @ co:hub66“ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.

Diese Woche durften wir Carolin Ackermann von SEAWATER Cubes Fragen übers Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.

 

Wer seid Ihr?

Wir sind Carolin, Christian und Kai – drei Saarländer mit der Vision eine dezentrale Versorgung mit frischem Meeresfisch aufzubauen. Während unserer Arbeit als wissenschaftliche Mitarbeiter im Labor Aquakultur der htw saar sind wir mit dem Thema Fisch in Berührung gekommen. In Recherchen haben wir realisiert, dass die natürlichen Bestände der Meere nicht mehr lange zur Fischversorgung beitragen können und als Reaktion haben wir im Rahmen eines EXIST-Forschungstransfers den SEAWATER Cube entwickelt und ein Unternehmen gegründet, mit dem wir die Anlage vermarkten.

Der SEAWATER Cube ist die erste kompakte und standardisierte Kreislaufanlage, mit der man an Land Meeresfische ohne Zugang zum Meer züchten kann.

Welches Problem wollt ihr lösen?

Durch unser Produkt ermöglichen wir es Unternehmer:innen, in ganz Deutschland, sich ohne Vorkenntnisse eine Selbstversorgung mit frischem Fisch aufzubauen. Einerseits versuchen wir somit das Problem der Überfischung zu lösen indem die Fischzucht an Land gebracht wird. Dadurch haben die natürlichen Ökosysteme, die Meere, wieder die Möglichkeit, sich von der Überfischung aus den letzten Jahren zu erholen, wodurch sich langfristig auch die Artenvielfalt wieder regeneriert. Andererseits reduzieren wir auch das Problem der Verschmutzung von Lebensmitteln, weil mittlerweile eine Vielzahl von Fischen, die aus dem Meer kommen, mit Mikroplastiken, Schwermetallen und Co belastet sind.

Ein weiterer Punkt ist, dass viele Länder noch nicht in der Lage sind sich selbstständig mit Lebensmitteln, wie zum Beispiel frischem Fisch zu versorgen. Die aktuelle wirtschaftliche und politische Situation, zeigt aber sehr gut, dass es von Vorteil sein kann, unser Angebot zu nutzen und einen Schritt in Richtung selbstständige Versorgung zu gehen.

Was sind eure drei wichtigsten company values?

Ein wichtiger Wert für uns ist Bodenständigkeit. Uns als Unternehmen liegt es am Herzen, intern und auch extern zeigen zu können, wie wichtig es ist, zukünftig mehr Bezug zum Ursprünglichen zu bekommen. Sprich, mit den Händen zu arbeiten und Bewusstsein zu erlangen, wo die Lebensmittel herkommen, die man tagtäglich verbraucht. Damit zusammenhängend, ist es uns wichtig auch Werte wie Verständnis und Wertschätzung zu verkörpern.

Unser zweiter company value ist Offenheit. Wir versuchen in all unseren Prozessen sehr transparent zu sein und einfach die Leute mitzunehmen. Dazu gehört auch, dass ich als Gründerin sehr offen mit Herausforderungen umgehe, weil somit auch Außenstehende profitieren können.

Und der dritte und letzte Wert ist Innovation. Wir wollen nie stillstehen. Es ist uns immer wichtig, uns auch selbst kritisch zu hinterfragen und sehr selbstreflektiert zu sein. Denn schlussendlich ist es unser Anspruch das Produkt, sowie uns selbst als Unternehmer:innen, permanent weiterzuentwickeln.

Was war der größte Fehler, den ihr bisher gemacht habt?

Unser größter Fehler war einer, den vielleicht auch viele andere Startups machen, nämlich, dass wir zu spät angefangen haben, den Vertrieb, auch seitens Personal, professionell und strategisch aufzubauen.

Wir haben am Anfang versucht, den Vertrieb als Gründerteam selbst nebenbei, nach bestem Wissen und Gewissen zu managen, aber leider kam der dann häufig, neben all den anderen Themen wie Unternehmensaufbau und Produktentwicklung, zu kurz.

Deshalb können wir aus unserer eigenen Erfahrung heraus jedem nur empfehlen, eine(n) Mitarbeiter:in im Team zu haben, der/die ausschließlich für Vertrieb zuständig ist, oder sich im besten Fall von außen beraten zu lassen. Um ein persönliches Beispiel zu geben, wir haben in den letzten Monaten bewusst mit einem Dienstleister zusammen gearbeitet, um dann wirklich die verschiedenen Schritte strategisch zu planen und besser zu verstehen, wie genau man zum Beispiel ein Kaltakquise-Gespräch führt und wie die einzelnen Vertriebsphasen ablaufen.

Welche Tipps habt ihr für zukünftige Gründer und Gründerinnen?

Ein sehr wichtiger Tipp ist die frühe und auch bewusste Investor:innensuche. Im Idealfall sollten Startups Finanzierungsphasen und auch -themen so früh wie möglich angehen, damit Situationen vermieden werden können, in denen man kurzfristig agieren muss, bevor das Geld leer ist. Man sollte sich in der Investor:innenakquise Zeit lassen können, um die Leute auch persönlich besser kennenlernen zu können und nicht nach 2 Terminen direkt schon eine Entscheidung fällen zu müssen.

Und ein letzter Tipp ist es, dass man sich als Gründer:in oder Geschäftsführer:in Zeit fest einplant, um sich auch persönlich weiterzuentwickeln. Diese Zeit kommt häufig zu kurz, obwohl es, vor allem langfristig, mit wachsender Workload sowie Belegschaft, super wichtig ist, die eigene Weiterentwicklung nicht zu vernachlässigen.

Gibt es drei andere Startups, die ihr interessant findet?

Ein Startup aus dem Bereich Container-Bau, dem wir in gewissen Bereichen nachstreben ist INERATEC, die beschäftigen sich unter anderem mit der CO₂-Reduktion und nachhaltigen Kerosinen.

Ein anderes Startup von dem man vor allem Marketingtechnisch und im Bereich Community Aufbau viel lernen kann, ist Ooia, ein Startup was sich mit der Herstellung von Perioden-Unterwäsche beschäftigt.

Und zu Guter Letzt Enduco, ein saarländisches Startup, dass sehr straight seine Ziele verfolgt und bereits international sehr gut in der Vernetzung aktiv ist, was wir bewundern.

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?

Unsere Vision ist es, in den nächsten fünf Jahren mindestens 120 Anlagen weltweit aufzustellen und damit auch in internationale Märkte einzutreten.

Ein wichtiger Punkt hierbei ist es unser Team aufzustocken und nachhaltig zu wachsen, damit wir auch langfristig viele glückliche Kund:innen haben und ganz viele gesunde Fische züchten.

Was wäre eure absolute Traum-Kooperation?

Ehrlich gesagt, haben wir die schon gefunden. Wir haben HYDAC als Fertigungspartner gewonnen – das war ein kleiner Traum, der für uns in Erfüllung gegangen ist.

Was wir uns für die Zukunft noch wünschen, wären Kooperationen im Bereich „Fisch“. Wir würden unseren Kunden gerne mögliche Abnehmer:innen an die Hand geben können. Aber stand jetzt sind wir sehr glücklich mit unserer bisherigen Partnerschaft.

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches Lied wäre es?

Wenn unser Startup ein Lied wäre, dann wäre es „A song of Ice and Fire“ von Ramin Djawadi, die Titelmusik von Game of Thrones. Sie spiegelt schön die Höhen und Tiefen des Startup Alltags wider, das wachsende Team und die Schwere der Musik passt gut zu unserer Hardware.

 

Wir wünschen SEAWATER Cubes weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!

Unser nächstes co:hub66 Startup Q&A findet ihr hier im Januar 2023, und damit wünschen wir euch frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

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