co:hub66 Q&A mit Sorglos Sauerteig

Interview mit Sorglos Sauerteig

 

Im Rahmen der Reihe “Startup Q&A @ co:hub66” präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie “Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen”.

Diese Woche durften wir Lars Laumeyer von Sorglos Sauerteig Fragen übers Sauerteig-Backen, Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.

Wer seid ihr?

Wir sind Sorglos Sauerteig, bald unter dem Namen Resulo zu finden, und unser Startup besteht aus drei Gründer:innen. Annemie und ich (Lars) kennen uns jetzt schon seit über 11 Jahren, wir haben in Darmstadt zusammen Maschinenbau studiert. Unsere neueste Ergänzung im Team ist Sarah, unsere BWLerin. Zusammen haben wir uns zur Mission gemacht das Backen mit Sauerteig alltagstauglich zu machen.

Welches Problem wollt ihr lösen?

Unser Produkt und unser Unternehmen sind aus einem persönlichen Problem, beziehungsweise Bedarf entstanden. Es ist je nach Wohnsituation oft schwierig, schnell Zugang zu frischem, gutem Brot zu bekommen. Im Zuge der Energiekrise wird dieses Angebot vermutlich noch weiter sinken, da besonders die kleinen Handwerksbetriebe unter den steigenden Kosten leiden. Alternativ gibt es das Angebot verschiedener Discounter, die qualitativ und geschmacklich aber nicht an frisch gebackenes Brot heranreichen und aufgrund der vielen Zusatzstoffe im Verdacht stehen, Allergien und Unverträglichkeiten, wie zum Beispiel Zöliakie, auszulösen.

Ein weiterer Anreiz, selbst das Brot backen anzufangen, ist der Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit. Die systematische Überproduktion führt zusammen mit der kurzen Haltbarkeit dazu, dass 1/3 aller Backwaren, die produziert werden, wieder im Müll landen oder anders verwertet werden müssen, da sie nicht mehr an Kund:innen verkauft werden können. Im Gegensatz dazu ist selbstgebackenes Brot, besonders wenn es mit Sauerteig gebacken wird, sehr viel länger haltbar und somit auch um ein Vielfaches nachhaltiger. Wir als Team haben einmal hochgerechnet, um wie viel die gesamte Lebensmittelverschwendung im Bereich Backwaren reduziert werden könnte, wenn jede:r, dem eigenen Bedarf entsprechend, selbst Brot backen würde – und wir kamen zu einem Ergebnis von 80 %.

In der Corona-Pandemie war das selbstgebackene Sauerteigbrot zwar hoch im Trend – allerdings scheiterten viele Menschen an unterschiedlichen Einstiegs-Hürden und gaben schnell wieder auf. Und genau da setzen wir an. Wir bieten Gegenmaßnahmen, die das Sauerteig-Backen einfacher und weniger zeitintensiv gestalten, womit es sich einfach in den Alltag integrieren lässt. Eines der Hauptprobleme, die wir mithilfe unserer Maschine „Susi“ bereits aktiv lösen können, ist das „Füttern“ des Sauerteigs. Susi ermöglicht es unseren Kund:innen den Sauerteig sehr einfach anzusetzen und am Leben zu halten. Man muss nur Mehl und Wasser einfüllen, um alles andere kümmert sich das Gerät vollautomatisch. Worauf wir besonders stolz sind, ist, dass Susi komplett ohne Strom konzipiert ist und somit rein mechanisch nur über die potenzielle Energie von Mehl und Wasser betrieben wird.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass wir zum einen durch unser Produkt die Lebensmittelverschwendung reduzieren und somit eine nachhaltige und auch gesündere Alternative zum Brot vom Discounter oder Filial-Bäckern bieten. Zum anderen bieten wir unseren Kund:innen die Möglichkeit den Schritt hin zur Selbstversorgung mit Sauerteig so einfach wie möglich zu schaffen – mit einem Gerät, was quasi eine unendliche Lebensdauer hat und durch zusätzliche Unterstützung der Community auf unserem Discord Server. Alle Leser:innen und Interessierten sind natürlich herzlich eingeladen Teil der Community zu werden, hier ist der Einladungslink: https://discord.gg/H7Csm2mfmH.

Was sind eure drei wichtigsten Company Values?

Unser wichtigster Company Value ist Verlässlichkeit. Darunter verstehen wir insbesondere eine absolut radikale Ehrlichkeit und Authentizität.

Der zweite Wert, der uns als Unternehmen am Herzen liegt, ist Langfristigkeit. Ich habe vorhin schon erwähnt, dass unsere Produkte nach diesem Wert konzipiert sind, wir sagen oft auch, wir wollen erreichen, dass unsere Produkte enkeltauglich sind. In anderen Worten: Wir wünschen uns, dass wir einen spürbaren Mehrwert und eine Alltagserleichterung schaffen, dass Susi gerne weitervererbt wird und wir so Teil einer Familien-Tradition werden können. Wir als Gründer:innen-Team denken sehr nachhaltig, das beinhaltet natürlich auch eine absolute ökologische Nachhaltigkeit. Deshalb liegt es uns am Herzen, als Unternehmen organisch zu wachsen.

Der dritte Company Value ist Responsible Hedonism. Oder vielleicht auf Deutsch ausgedrückt: Genuss mit Herz und Verstand. Weil wir der Meinung sind, dass Nachhaltigkeit langfristig nur möglich ist, wenn sie nicht durch Verzicht erlangt wird. Mit Sauerteig ist man hier glücklicherweise in einer Win-win-Situation, da man auf der einen Seite was Gutes für den Planeten tut und zum anderen tut man auch sich selbst etwas Gutes, für die eigene Gesundheit, für den eigenen Genuss.

Was war der größte Fehler, den ihr bisher gemacht habt?

Da wir als Startup noch relativ am Anfang stehen, hatten wir noch nicht so viele Gelegenheiten, große Fehler zu machen. Ein wichtiger Punkt, der uns allerdings sehr viel Zeit gekostet hat, ist die Suche nach der dritten Mitgründerin. Annemie und ich kennen uns schon lange und haben uns somit sehr schnell gefunden. Aber da wir beide einen Background im Maschinenbau haben, brauchten wir einen Gegenpart zu uns, der idealerweise aus der Businesswelt kommt und Expertise in Marketing mitbringt. Glücklicherweise haben wir eben diesen Gegenpart in unserer dritten Mitgründerin Sarah gefunden. Aber bei dem Prozess der Suche haben wir gelernt, dass es super wichtig ist, noch bevor man ans Produkt oder die Firmenvision denkt, darüber zu sprechen, ob auch die persönlichen beruflichen Visionen für die nächsten Jahre übereinstimmen. Im Nachhinein würden wir sagen, dass wir schon zu Beginn der Suche deutlich kritischer hätten sein müssen, und neben dem Bauchgefühl und den Fähigkeiten auf dem Papier eben auch das individuelle Ziel im Leben der Gründer:innen mit in die personellen Entscheidungen hätten einbeziehen sollen. Denn es gibt extreme Diskrepanzen darüber, was man  mit der Selbständigkeit erreichen möchte und wie viel Arbeitszeit man jeweils in das Gründen investieren möchte und auch kann.

Was würdet ihr anderen Startups raten oder welchen Tipp hättet ihr selbst gerne bekommen?

Ein wertvoller Tipp, den ich erhalten habe, aber auch allen anderen Startups mit auf den Weg geben möchte, ist es, das Gründen nicht alleine anzugehen. Als Team zu gründen ist ein wahnsinniger Mehrgewinn, denn auch wenn nicht alle direkt in Vollzeit an der Gründungsidee arbeiten können, profitiert man dennoch enorm davon, Ideen gemeinsam zu entwickeln und an einem Strang zu ziehen.

Gibt es andere Startups, die ihr vielleicht interessant findet oder die man sich auf jeden Fall mal angucken sollte?

Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?

Fünf Jahre ist natürlich für ein so junges Startup wie uns ein relativ großer Zeitrahmen, da werden viele Dinge passieren, die wir aktuell nicht absehen können, aber ein Ziel, was wir auf jeden Fall erreichen wollen, ist es aus diesem Projekt, oder einem anderen, den Sprung in die Selbstständigkeit zu schaffen.

Unser übergeordnetes persönliches Ziel ist es, uns durch unser Startup einen freudebringenden Alltag zu erschaffen. Das erreichen wir, indem wir uns dadurch einen persönlichen Mehrwert erarbeiten, dass wir Dinge von Wert erschaffen und der stupiden Alltagsroutine im Angestelltenverhältnis entfliehen.

Langfristig wollen wir zusätzlich unseren Beitrag dazu leisten, dass das Hobby Backen zu einem größeren Trend wird und dass der Teil der Bevölkerung, der sich aktiv für gesunde Ernährung interessiert, schon von uns gehört hat oder uns bestenfalls schon ausprobiert hat.

Ein Traum, der für uns in den nächsten fünf Jahren vielleicht schon in Erfüllung geht, ist, dass wir schon über Europa hinaus expandiert sind, denn die USA ist ein sehr interessanter Markt für uns. Grundsätzlich wollen wir organisch wachsen und es in den nächsten Jahren mithilfe unserer Produkte schaffen, einen nachhaltigeren Lebensstil für alle einfacher erreichbar zu machen.

Was wäre eure Traum Kooperation?

Kooperationen sind auf jeden Fall sinnvoll, deshalb wollen wir in Zukunft ganz sicher verschiedene Kooperationen mit Content Creators und Influencern eingehen, die mit uns die Leidenschaft fürs Brot backen teilen. Wir haben da tatsächlich schon ein paar interessante Kontakte geknüpft, mit denen wir definitiv zusammenarbeiten werden. Eine weitere Kooperationsmöglichkeit für uns wären Unternehmen, die Produkte, beziehungsweise Maschinen herstellen, die genauso eine lange Lebenszeit haben wie unsere Susi. Welche Unternehmen es in Deutschland gibt, die genau die gleichen Werte diesbezüglich vertreten, wissen wir noch nicht, aber wir würden uns freuen, sie in Zukunft kennenzulernen.

Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches Lied wäre es?

Da wir als Gründer:innen-Team sehr individuell sind, haben wir uns dazu entschieden, dass unser Startup am besten von 3 Liedern repräsentiert wird. Das erste Lied, welches Annemie vorgeschlagen hat, ist mit einem Augenzwinkern zu betrachten: „Wir sind die Besten“ von den Ärzten. Ich persönlich finde, das Lied „Dedicated“ von Parkway Drive spiegelt unsere Hingabe wider und ein Lied, das uns allen zusagt, ist „Don’t worry be happy – Bobby McFerrin“.

Wir wünschen Sorglos Sauerteig weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!

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