Startup Q&A mit Riddle
Im Rahmen der Reihe „Startup Q&A @ co:hub66“ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.
Diese Woche durften wir Boris Pfeiffer von Riddle , Fragen übers Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.
Wer seid ihr?
Wir sind die Riddle Technologies AG und betreiben auf Riddle.com ein SaaS-Portal, also „Software as a Service“, auf dem unsere Kund:innen sich interaktiven Content, wie Quizze, Umfragen, Persönlichkeitstests, Polls bauen, um diese auf ihren Webseiten einzubetten.
Gestartet sind wir in den USA. Vor knapp vier Jahren sind wir dann mit der Firma nach Deutschland gezogen und haben uns hier in Saarbrücken als AG etabliert.
Welches Problem wollt ihr lösen?
Wir lösen für unsere Kund:innen, also hauptsächlich große Publisher, wie Verlage, Fernsehsender, Sportmannschaften und Sport Ligen zwei Probleme:
Zum einen möchten beide Kundengruppen, ihre Besucher möglichst lange auf den Webseiten halten und zum Engagieren anregen. Dafür sind Quizze unheimlich gut geeignet. Aber auch Persönlichkeitstests, denn diese haben schon funktioniert, bevor es das Internet gab und waren in fast allen Zeitschriften zu finden. Diese funktionieren im Internet immer noch. Dadurch, dass Leute länger auf der Seite bleiben, ist es möglich mehr Werbung zu verkaufen. Öffentlich rechtlichen Kund:innen, wie die BBC zum Beispiel, ist es wichtig, zu zeigen, dass das Angebot angenommen wird und gleichzeitig die Nutzungsdauer der Kund:innen zu analysieren. Wenn Besucher der Webseite an einem Quiz teilnehmen, wird ihre Nutzungsdauer automatisch um circa fünf bis zehn Minuten verlängert. Zum anderen ist es heutzutage immer schwieriger Kundendaten aufgrund des Datenschutzes zu sammeln. Das ist jedoch gut so, denn die besten Daten, die ich sammeln kann, sind diese, die mir freiwillig und direkt gegeben werden und nicht welche, die ich irgendwo einkaufe oder mir über verschiedene Cookies, die ich gar nicht platzieren darf, einsammle. Wenn ich also ein Formular in ein Quiz oder einen Persönlichkeitstest einbaue, gegen Ende eine Mitteilung mit weiteren Angeboten einblende und nach der freiwilligen Angabe von Namen oder der E-Mail-Adresse der Person frage, liegt die Ausfüllrate bei circa 35%, während es bei einer Popup-Werbung nur circa 1-2% sind.
Die Ausfüllrate ist in diesem Fall so hoch, da die Nutzer:innen im Vorhinein schon Fragen beantwortet haben und in diesem Prozess auch gerne noch die Frage nach ihrem Namen oder ihrer E-Mail-Adresse beantworten. Dadurch entsteht ein sogenanntes „first party data“. Dies bedeutet, dass ich gleichzeitig zu Namen oder E-Mail-Adresse der Person auch Präferenzen durch die Beantwortung des Quiz oder der Persönlichkeitstests sammeln konnte. Dadurch habe ich die Möglichkeit die Kund:innen gezielt anzusprechen und kann Profile aufbauen. Ein gutes Beispiel wären die Chicago Bulls, ein Kunde von uns. Die Basketballmannschaft hat ein Quiz erstellt, welches kaum jemand geschafft hat. Am Ende konnten sich die Nutzer:innen für deren Newsletter anmelden. Das haben über 37% der Leute gemacht. Aus den Testergebnissen kann ich ableiten, welchen Kund:innen ich welche Angebote und welche Inhalte durch die Newsletter schicken kann. Diese beiden Probleme lösen wir, also dass Nutzer:innen mehr Zeit mit meiner Marke und auf meiner Webseite verbringen und dass ich Daten sammeln kann.
Was sind eure drei wichtigsten Company Values?
Der wichtigste Company Value ist, dass wir unseren Mitarbeiter:innen erlauben, jederzeit eigenständig zu handeln und auch eigenständig Fehler zu machen, ohne dass irgendjemand mit Konsequenzen rechnen muss. Wir haben also keinerlei komplexe Management Strukturen. Es ist alles sehr kooperativ gestaltet. Uns ist es außerdem sehr wichtig, alle Kunden gleich und fair zu behandeln. Das heißt, bei uns bekommt jede(r) Kunde/Kundin, den gleichen Support, die gleiche Unterstützung und den gleichen Preis. Wir haben zum Beispiel keine Rabatte oder Black Friday Angebote. Als Drittes möchten wir eine Arbeitsumgebung schaffen, in denen sich unsere Mitarbeiter:innen einfach wohlfühlen und gerne arbeiten. Und das haben wir auch geschafft. Es gibt keine Angst oder Druck und als Konsequenz daraus haben wir jetzt schon länger eine vier Tage Woche bei vollem Gehalt eingeführt. Das funktioniert für uns extrem gut.
Was war der größte Fehler, den ihr bisher gemacht habt?
Viele. Der größte Fehler war anfangs zu sehr auf die Meinung unserer Investor:innen gehört zu haben, was zum Beispiel die Produktentwicklung angeht. Dadurch haben wir zu Beginn schon fast unser ganzes Kapital verbraucht, um ein Produkt zu bauen, das nachher niemand wollte. Unsere Geschäftsidee sah zu Beginn auch völlig anders aus als heute. Irgendwann hatten wir ein paar größere Kunden, die sagten, dass sie auch gerne Quizze auf ihrer Webseite verwenden würden. Hierbei wollten wir zuerst eigene Quizze entwickeln und diese genau wie Buzzfeed viral machen. Das hat jedoch nicht gut funktioniert. Wir hatten Kund:innen, überwiegend große Verlage, die eigene Quizze wollten und fragten, ob wir einen Marktplatz für Quizze aufbauen können. Diese Idee fanden unsere Investor:innen auch ganz toll. Wir haben unser ganzes Geld in diesen Marktplatz gesteckt, ohne das Konzept jemals zu testen. Das war nicht ganz erfolgreich und ich habe dann auch sehr schnell entschieden, den Marktplatz wieder zu schließen.. Ja, und dann war es sehr schwierig, weiterzumachen und neues Geld zu erwirtschaften. Aber das war so der größte Fehler. Die Kombination aus auf Investoren hören, ohne eine Idee im Markt zu validieren.
Was würdet ihr anderen Startups raten, oder welchen Tipp hättet ihr selbst gerne bekommen?
Wenn man es schafft, mit seiner Idee ohne externes Geld auszukommen, sollte man dies auch tun. Setzt eure eigenen Ziele um und versucht möglichst schnell profitabel und Cashflow-positiv zu werden, denn dann habe ich die Freiheit letztendlich das zu tun was ich möchte und kann selbst frei entscheiden. Für mich gab es keine schlimmere Zeit als die, in der wir quasi wöchentlich unseren Venture Capital (VC) – Erfolgsmeldungen abgeben mussten und der komplette Fokus nicht mehr darauf lag, etwas Langfristiges zu bauen, sondern immer nur gute Meldungen abzugeben. Klar gibt es Ideen, die viel Kapital benötigen, um starten zu können und eine Chance zu haben gegen große Wettbewerber anzukommen. Aber wenn das nicht unbedingt notwendig ist, probiert man es selbst. Wenn man sich Investoren sucht, dann am besten welche, die langfristig an die Idee glauben und die auch mal zufrieden sind, sich drei Jahre lang eher im Hintergrund zu bewegen. Die gibt es, aber die sind schwer zu finden. Es hängt natürlich immer davon ab, was ich will. Wenn ich mit eigenem Geld in gewissen Dinge investiere hat es den Vorteil, dass man eventuell etwas vorsichtiger Investitionen tätigt. Denn dann habe ich auch einen anderen Fokus auf das, was ich tue. Fremdes Geld lässt sich immer einfacher ausgeben und „verschwenden“, als das eigene Geld.
Könnt ihr uns drei andere Startups nennen, die ihr interessant findet?
Also interessant finde ich Company Mood. Meine Beteiligung an dem Unternehmen habe ich mittlerweile zwar verkauft, aber finde das Team und das Produkt immer noch richtig gut. Aus dem Saarland kenne ich sonst kaum Startups. Wir haben in ein Unternehmen aus Berlin investiert, es heißt incrmntal.com. Sie beschäftigen sich mit etwas sehr Spannendem, was den Erfolg von Werbung misst und die Cookie Sperren von beispielsweise Mobilanbietern umgeht. Dadurch ist es möglich nachzuvollziehen, ob meine Kampagnen erfolgreich sind oder nicht. Sie haben einen super Start hingelegt, was ihrem Umsatz und Erfolg angeht.
Als drittes finde ich den Dudo Park in Dudweiler sehr gut. Es ist sehr, sehr cool, dass man Teams zusammen wohnen lässt, um ein Produkt auf den Markt zu bringen. Das passt auch gut mit meinem Tipp zusammen, es ohne externes Geld zu probieren. Ich persönlich finde, dass das die beste Startup Förderung ist, die man geben kann, nicht in Form von Geld, sondern das Schaffen einer Umgebung, in der man in Ruhe arbeiten kann, denn Coworking Spaces können sich viele zu Beginn noch nicht leisten.
Was ist eure Vision für die nächsten fünf Jahre?
Wir hoffen, dass wir neben den USA und Europa, im Publisher- und Sportumfeld den asiatischen Markt angehen können, da wir dort noch keine Kunden haben. Dafür haben wir uns jetzt auch beim German Accelerator beworben. Meine Vision wäre, auf jeder großen Verlagswebseite Content von uns zu sehen und den auch idealerweise als Content von uns zu erkennen. Dasselbe möchten wir bei großen Sportmannschaften und -Ligen erreichen und unsere Tools zum interaktiven Content immer weiter ausbauen. Das wäre unsere Idee für die nächsten fünf Jahre. Und natürlich Spaß haben, das ist auch ganz wichtig.
Was ist eure Traumkooperation? Oder gibt es überhaupt die eine Traumkooperation?
Wir als Saarländer hätten als Kooperationspartner neben dem FC Homburg natürlich sehr gerne den FCS und SV Elversberg. Dann hätten wir alle drei großen Vereine aus dem Saarland, neben Kunden wie beispielsweise Manchester United, OGC Nice, Olympic Marseille und Celtic Glasgow auch nochmal einen saarländischen Fußballverein. Das wäre sehr schön.
Wenn euer Startup ein Lied wäre, welches Lied wäre es?
Das Lied heißt “Red Wine or Whiskey” von Alli Walker. Es ist deshalb passend, da es im Songtext darum geht sich flexibel an andere Personen und deren Stimmung anzupassen. Wir gehen ebenso auf unsere Mitarbeiter:innen ein. Also darauf wo und wie sie arbeiten möchten, was sie brauchen, um erfolgreich zu sein. Ob sie zum Beispiel Mac oder Windows nutzen möchten oder ob sie von zu Hause aus oder aus Südfrankreich arbeiten wollen.
Ein Country Song ist sehr passend, da wir vor einigen Jahren auf der SXSW Messe in Austin, USA zufällig den Marketing-Manager der Chicago Bulls bei einem Country Konzert getroffen haben. Er hat unser Tool ausprobiert und uns daraufhin den Chicago Bears empfohlen, woraufhin wir diese dann als Kunden gewonnen haben.
Für Interessierte hat das Startup einen Quizmaster zur Verbesserung der Marketingaktivitäten durch Quizze und Persönlichkeitstests entwickelt, den Interessierte kostenlos bei uns im co:hub66 erhalten können.
Wir wünschen Riddle weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!
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