co:hub66 Q&A mit Veecle

Interview mit Veecle

 

Im Rahmen der Reihe „Startup Q&A @ co:hub66“ präsentieren wir euch regelmäßig regionale Startups und geben Interessierten und zukünftigen Gründer:innen Insights über individuelle Erfolgsgeschichten sowie „Tipps von Gründer:innen für Gründer:innen“.

Diese Woche durften wir Stefan Nürnberger, dem Co-Founder und CEO von Veecle Fragen übers Gründen und über die Erfolgsgeschichte des saarländischen Startups stellen.

Wer seid ihr?

Wir sind Veecle, ein Saarbrücker Startup und wir bauen eine Softwarelösung, die es Autoherstellern erlaubt, bei der Entwicklung eines neuen Autos, neue Features sehr viel schneller, kostengünstiger und einfacher zu integrieren. Das ist möglich, weil durch uns die Zulieferer-Koordination nicht mehr notwendig ist. Unser Team besteht unter anderem aus 4 Gründer:innen, drei davon, inklusive mir, haben einen technischen Hintergrund. Sohyeon kommt aus Korea, sie hat dort Mathematik studiert und danach für Hyundai gearbeitet. Von ihrem Wissen über die Problematik der aktuellen Entwicklungsprozesse von Autoherstellen profitieren wir als Team sehr. Daniel und ich haben einen Informatikbackground und Sebastian ist unser BWLer. Dazu ergänzen noch sechs weitere Vollzeitmitarbeiter:innen, sowie sechs Hiwis unser Team.

Welches Problem möchtet ihr lösen?

Kurz gesagt, wir möchten das Problem der Mobilitäts-Krise lösen. Unser Produkt ist insbesondere an Autohersteller adressiert, hier sprechen wir nicht von den klassischen wie VW, BMW oder Ford, sondern von den zahlreichen neuen Playern, die gerade den Umschwung, durch Elektromobilität oder durch autonomes Fahren, für ihren Markteintritt nutzen. Diese sind oft viel schneller, das Fahrzeug mit neuen Technologien auszustatten, um es umweltfreundlicher, ressourcenschonender oder auch wählbarer zu machen, als große, etablierte Hersteller es sind, Stichwort Car-Sharing oder Auto-Abo. Über neue Organisationsstrukturen möchten eben diese Player neue Konzepte und Ideen direkt umsetzten, und somit auch die Autos schneller entwickeln. Doch normalerweise bringt das lange Vorlaufzeiten durch eine Suche nach Zulieferern, spezifischen Teilen und die Programmierung der Funktionen, mit sich. Hier bieten wir eine Softwarelösung, die all dies direkt möglich macht und zudem noch auf verschiedenste Fahrzeuge, wie Autos, Busse oder auch Roller anwendbar ist.

Was sind eure drei wichtigsten Company Values?

Team, Technologie und Agilität. Gerade durch unseren Software-Hintergrund schaffen wir es, als Team schnell auf individuelle Problemstellungen einzugehen. Um hier ein spezifisches Beispiel zu geben, aktuell gibt es auf dem Markt neben regulären Autos, spezielle Autos die man bereits mit 16 Jahren fahren darf. Durch besondere EU Richtlinien müssen letztere über weniger Leistung und eine geringere Höchstgeschwindigkeit verfügen. Auf Kundenanfrage arbeiten wir an einer Softwarelösung, die es ermöglichen kann, ein Auto zu bauen, was sowohl EU-Richtlinien für 16-jährige sowie ü-18-jährige Fahrer:innen erfüllt, indem wir mithilfe von Software einfach die Geschwindigkeit und Leistung limitieren. Somit ist es uns möglich auch schnell Lösungen für Kund:innen zu finden, die offiziell unser Portfolio überschreiten.

 Was war der größte Fehler, den ihr gemacht habt?

Ich würde sagen, der größte Fehler war es, sich ausschließlich national auf Investoren-Suche zu begeben. Es ist wichtig Internationalisierung bereits in der Investitionsphase zu berücksichtigen, denn nicht nur Nutzerverhalten, sondern auch Investorenverhalten unterscheidet sich auf internationalen Märkten. Was man vielleicht auch bedenken sollte, ist der englische Spruch „A people hire A people“, in anderen Worten, man stellt tendenziell immer jemanden ein, der einem sympathisch und/oder ähnlich ist. Bei uns hat das zur Folge, dass immer ein relativ hoher Druck herrscht, da wir alle sehr motiviert, aber auch oft übereifrig sind, was die Geschwindigkeit unserer Unternehmungen angeht, aus Angst den Anschluss zu verlieren. Deshalb sollte man sich auch immer darüber bewusst sein, dass die Integration von diversen Persönlichkeitsstrukturen ins Team einige Vorteile bringen kann.

Welche Tipps habt ihr für zukünftige Gründer und Gründerinnen?

Man sollte sich als Gründer:in antrainieren, auf das Bauchgefühl zu hören, ohne die rationale Ader zu vernachlässigen. Am Ende profitiert man am meisten davon, weder rein rational noch rein emotionale Entscheidungen zu treffen. Völlig unüberlegtes, Impuls-getriebenes Handeln führt genauso wenig zum Ziel wie der rein-akademische Ansatz. Zusammenfassend sollte man zu 80 % geplant haben, auf was man sich einlässt und die Letzten 20 % auf sein Bauchgefühl hören, diese Mischung bringt einen am schnellsten zum Ziel. Ein zweiter, sehr wichtiger Tipp, ist, dass Schnelligkeit im unternehmerischen Handeln eine der wichtigsten Kennzahlen ist. Natürlich muss die Technologie existieren und auch das Geld sollte man auftreiben, aber am Ende ist das, was einen von großen, etablierten Unternehmen unterscheidet, der oder die Erste zu sein.

Was ist eure Vision für die nächsten Jahre?

Dankenswerterweise haben wir bereits einen wichtigen Schritt geschafft: Wir sind bereits Software-Lieferant für zwei verschiedene Fahrzeughersteller, die erkannt haben, dass man mit uns, mit weniger Ressourceneinsatz, schneller Autos bauen kann, die dann auch noch mehr Features haben. In der Zukunft wollen wir den Massenmarkt erobern und noch mehr Hersteller beliefern. Das müssen auch nicht ausschließlich Autos sein, auch Krankenwagen, Taxis, Roller, Busse, oder auch generell verschiedene Mobilitätskonzepte wollen wir smarter machen.

Welche anderen Startups sollte man sich anschauen?

QuantPi, bitahoy, personio, pitch

Gibt es eine Kooperation, die ihr euch wünschen würdet?

Auf jeden Fall! Also momentan ist der Reifegrad unserer Software so, dass sie sich nur für einzelne Autohersteller eignet, mit denen wir auch schon zusammenarbeiten und die dann eine neue Fahrzeug-Generation damit entwickeln. Das ist super. Aber in der Zukunft, wenn unser Produkt reifer wird und einfach out of the box funktioniert, wollen wir Kund:innen ermöglichen unsere Software einfach zu kaufen, runterzuladen und danach das Auto nach den eigenen Vorstellungen zu programmieren. Wir würden uns wünschen, dass ultimativ nicht Autohersteller, sondern am liebsten Systemintegratoren unsere Technologie nutzen. Um hier konkreter zu werden, es gibt Firmen wie Magna, die im Auftrag von anderen Autoherstellern Autos bauen. Manche Mini-Modelle beispielsweise werden nicht von BMW gebaut, auch wenn ein BMW Mini Logo auf dem Auto ist, sondern von Magna. Und das ist nur eines von zahlreichen Beispielen. Für uns wäre es natürlich am besten direkt mit einem solchen Automobilzulieferer und -entwickler, wie beispielsweise Magna, zusammenzuarbeiten, denn dann arbeitet man natürlich indirekt gleich mit verschiedenen Herstellern zusammen.

Wir wünschen veecle weiterhin viel Erfolg und freuen uns, dass uns ein Einblick in eine weitere saarländische Gründungs-Erfolgsgeschichte gewährt wurde!

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